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Deutsche Panelstudie TAEPS möchte Professionalisierung der EB fördern

CONEDU: Wie kam es zur Panelstudie "Teachers in Adult Education" und welche Anliegen werden damit verfolgt?

Projektteam: Anlass für TAEPS war vor allem folgende Beobachtung: Wie in allen Bereichen des Bildungssystems werden auch an die Erwachsenen- und Weiterbildung immer konkretere Erwartungen an die effektive Gestaltung von Bildungsangeboten formuliert und Nachweise für deren Wirksamkeit eingefordert. In den vergangenen Jahren war dies u.a. an der Diskussion über die Leistungen von Integrationskursen oder von Angeboten im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung zu beobachten. Damit rücken zugleich die konkreten Lehr-Lernsituationen und die maßgeblichen Akteure – Lehrende und Lernende – in das Zentrum der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. In Orientierung an Befunden der Schulforschung nehmen wir auch für die Erwachsenen- und Weiterbildung an, dass den Qualifikationen, professionellen Kompetenzen und dem beruflichen Engagement der Lehrenden eine hohe Bedeutung für die Gestaltung der Lehr-Lernsituation und darüber vermittelt auch für den Lernerfolg zukommt.

Obwohl die Zahl der im Weiterbildungskontext lehrend Tätigen der Zahl der Schullehrkräfte in nichts nachsteht, ist das Wissen um die berufliche und soziale Situation von Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung vergleichsweise gering. Noch mehr gilt dies für die Qualifikationen und Kompetenzen im Allgemeinen und für die Bedingungen ihrer Förderung durch Angebote der Aus- und Weiterbildung im Besonderen. Dieses Desiderat ist insofern besonders gravierend, als die Zusammensetzung des Personals im Kontext der Erwachsenen- und Weiterbildung im Vergleich zu anderen Bildungsbereichen deutlich heterogener ausfällt. Vor diesem Hintergrund zielt TAEPS darauf ab, eine nachhaltige Datengrundlage zu den Qualifikationen, Beschäftigungsbedingungen, Kompetenzen sowie den Weiterbildungsvorstellungen und -aktivitäten des Weiterbildungspersonals bereitzustellen.

An welche spezifische Zielgruppe richtet sich die Studie?

Angesichts ihrer hohen Bedeutung für die Qualität von Lehr-Lernsituationen und - hierüber vermittelt - auch für den Lernerfolg von Weiterbildungsteilnehmenden, richtet sich das Hauptaugenmerk von TAEPS auf die Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung. Derzeit gewinnt die Befragung des lehrend tätigen Personals sogar noch insofern an Bedeutung, als die oftmals nebenberuflich auf Honorarbasis oder als Soloselbständige tätigen Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung von den Folgen der aktuellen Corona-Pandemie in besonderer Weise betroffen sind.

Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Art und Weise sie auf diese veränderten gesellschaftlichen Bedingungen reagieren und mit welchen Folgen dies für die eigene beruflich-soziale Situation und das professionelle Handeln verbunden ist, lässt sich derzeit noch kaum abschätzen. Vor diesem Hintergrund wird TAEPS auch spezifische Fragen zum Umgang mit den durch die Corona-Pandemie grundlegend veränderten Bedingungen und Formen der Bildungsarbeit berücksichtigen. Obgleich also die Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung Zielgruppe von TAEPS sind, wird sich die Datenerhebung auf das gesamte Weiterbildungspersonal beziehen. Dies liegt vor allem darin begründet, dass es "die" Lehrenden im Kontext der Weiterbildung im engeren Sinne nicht gibt; denn auch das hauptamtliche (Planungs-)Personal, in Teilzeit und befristet beschäftigte Personen oder Ehrenamtliche üben lehrende Tätigkeiten aus.

Erwachsenenbildung ist bekanntlich ein breites Arbeitsfeld. Wie erfolgt die Auswahl der Befragten?

TAEPS berücksichtigt alle institutionellen Kontexte der Weiterbildung, d.h. die öffentlich finanzierte, betriebliche, marktförmige ebenso wie die wert-, interessengebundene, gemeinschaftliche Weiterbildung. Für diese Kontexte werden anhand von institutionalisierten Adressdatenbeständen wie z.B. der VHS-Statistik listenweise Adressdatenbestände auf der Ebene der Weiterbildungseinrichtungen identifiziert. Da für einige Einrichtungen keine Listen mit Adressdaten vorliegen, wird das DIE mit Hilfe von Weiterbildungsdatenbanken und Onlinerecherchen ein zusätzliches Adressdatenkataster erarbeiten. So wird in einem ersten Schritt eine repräsentative Auswahl von Weiterbildungseinrichtungen und Betrieben vorgenommen.

In einem zweiten Schritt erfolgt vermittelt über die Geschäftsleitung der jeweiligen Einrichtung bzw. des Betriebs die Auswahl des Personals innerhalb der jeweiligen Weiterbildungsorganisation. Anschließend folgt die Kontaktaufnahme mit dem Weiterbildungspersonal. Schlüssel für den Zugang zum Personal sind also die Weiterbildungseinrichtungen. TAEPS folgt hier dem bewährten Vorgehen vorhergehender Personalerhebungen wie dem wb-personalmonitor.

Wie erfolgt die Datenerfassung?

In standardisierten Befragungen werden sozioökonomische und demografische Merkmale, Qualifikationen und überfachliche Kompetenzen, Informationen zu Arbeits- und Lebensbedingungen sowie zu Beschäftigungsverhältnissen und Tätigkeitsprofilen erfasst. Darüber hinaus werden in TAEPS Interventionsstudien mit zufällig ausgewählten Lehrenden durchgeführt. Dabei werden in Form von Fort- und Weiterbildungen – z.B. zur Nutzung digitaler Medien – Möglichkeiten getestet, wie die Kompetenzen von Lehrenden gezielt verbessert werden können. Auf diese Weise soll die Wirksamkeit von Fortbildungsaktivitäten differenzierter untersucht werden. So erlaubt TAEPS durch die Verbindung zu den erhobenen Längsschnittdaten über die Analyse der Wirksamkeit spezifischer Fortbildungsaktivitäten für die individuelle Kompetenzentwicklung hinaus auch die Untersuchung ihrer längerfristigen Effekte für die berufliche und soziale Situation der Lehrenden.

Was kann die Studie aus Ihrer Sicht zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung beitragen?

TAEPS ist für Fragen der Professionalisierung der Erwachsenen- und Weiterbildung in unterschiedlicher Hinsicht bedeutsam. So stellt es eine Datengrundlage für die Bildungsberichterstattung bereit, die eine differenziertere Beschreibung des Weiterbildungsbereichs erlaubt. Auf dieser Basis können beispielsweise im Rahmen von Politikberatung Ansatzpunkte für die Steuerung der strukturellen Rahmenbedingungen der Professionalisierung des Weiterbildungsbereichs empirisch begründeter identifiziert werden.
Darüber hinaus sollen die TAEPS-Daten auch interessierten FachkollegInnen zugänglich gemacht werden. Hierfür sind Workshops geplant, die auf die Initiierung und Koordination von Forschungsvorhaben zur Professionalisierung des pädagogischen Personals abzielen. Dabei ist das DIE auch offen für international-vergleichende Forschungen und an (inter-)nationalen Kooperationen interessiert. Auf diese Weise kann TAEPS insgesamt zu einer stärkeren Vernetzung von Forschungsaktivitäten und -befunden der Fachcommunity zu Fragen der Professionalisierung beitragen.

Schließlich kann die Erfassung der beruflich-sozialen Situation, der Qualifikations- und Kompetenzprofile sowie der Möglichkeiten ihrer systematischen Entwicklung durch Fortbildungsaktivitäten das Spektrum und die Passgenauigkeit von praxisrelevanten Wissenstransferangeboten und Unterstützungshilfen für das Personal der Erwachsenen- und Weiterbildung ausweiten.

Die Studie wird vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.


Quelle: Jennifer Friedl, Redaktion/CONEDU, veröffentlicht auf der Homepage erwachsenenbildung.at am 12.10.2020, veröffentlicht unter einer CC BY 4.0 International Lizenz.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Freiberufler/Selbstständige, Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 15.10.2020

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024