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Weiterbildung ist der beste Weg

Weiterbildung ist nach wie vor das erfolgreichste Instrument der Arbeitsmarktpolitik. Zu diesem Ergebnis kommen die Forschungsinstitute, die im Auftrag der Bundesregierung die Wirkung der Hartz-Gesetze I bis III evaluieren sollten. Damit bestätigt der Bericht die von ver.di immer wieder vertretene Position. Zugleich straft die Untersuchung die Kampagne gegen die öffentlich geförderte Weiterbildung Lügen, die von Medien und Vertretern der Bundesregierung – allen voran Wolfgang Clement – geführt wurde.

„Die Ergebnisse des Benchmarkings und Makroanalysen geben Hinweise darauf, dass die Förderung beruflicher Weiterbildung anderen Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik überlegen ist,“ heißt es in der Expertise. Weiter stellen die AutorInnen fest, dass Weiterbildungs-TeilnehmerInnen „früher aus der Arbeitslosigkeit in eine ungeförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wechseln als vergleichbare Nicht-TeilnehmerInnen“. Allerdings behindere der so genannte „Lock-In-Effekt“ die Vermittlung, da während einer Weiterbildungsmaßnahme „die Vermittlungs- und Eigensuchaktivitäten zum Erliegen kommen“. Dieses Argument ist ziemlich schwachsinnig vor folgendem Hintergrund: „Nicht untersucht werden konnten langfristige Wirkungen nach mehreren Jahren… Nach neueren Ergebnissen erhöhen längere Weiterbildungen in der langen Frist die Eingliederungswahrscheinlichkeit signifikant.“

Auch die weiteren Untersuchungsergebnisse bestätigen die von ver.di bereits vor drei Jahren geübte Kritik am ersten Hartz-Gesetz: „Die von der Zentrale neu eingeführten Vorgaben einer prognostizierten Verbleibsquote von 70% für die Zulassung von Maßnahmen und einer möglichst hohen individuellen Eingliederungswahrscheinlichkeit von Maßnahmeteilnehmerinnen und -teilnehmern haben zu einer Bestenauswahl (Creaming) geführt. Dies wird durch den Bildungsgutschein noch verstärkt, da gut Qualifizierte eher als andere mit der damit verbundenen Wahlfreiheit umgehen können… Insgesamt schlechte Zugangsvoraussetzungen zu einer geförderten Weiterbildung haben schlechter qualifizierte, ältere, allein Erziehende, behinderte oder wenig mobile Personen sowie Personen mit Sprachschwierigkeiten. Außerdem gibt es Hinweise, dass Langzeitarbeitslose besonders betroffen sind“.

Bezüglich der Ausschreibungsmaßnahmen vor allem im Jugendlichenbereich heißt es: „Die Zentralisierung des Einkaufs von Arbeitsmarktdienstleistungen erweist sich in der Praxis als schwierig. Der verstärkte Wettbewerb unter den Trägern führt zu einem starken Preiskampf, dem noch keine funktionsfähige Qualitätssicherung gegenüber steht.“

Der Bericht konstatiert den massiven Rückgang der TeilnehmerInnenzahlen – und als Folge den drastischen Personalabbau bei den meisten Trägern. Leider wurden die Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und die Maßnahmequalität nicht untersucht.

Amtlich bestätigt ist nun auch, dass das zentrale Instrument des Hartz-Konzeptes, die Personal-Service-Agenturen (PSA), sich als absoluter Flop erwiesen hat. Das Gleiche gilt für die Gutscheine für private Vermittler. Die Neuregelung der Mini-Jobs wird zwar positiv bewertet. Gleichzeitig aber schreiben die ForscherInnen: „Dabei erweisen sich die Mini-Jobs nicht als Brücke in die voll sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.“

Der Bericht erstreckt sich nicht auf alle arbeitsmarktpolitischen Instrumente. So fehlen z.B. Auswertungen über die Wirkung von Trainingsmaßnahmen, die berufliche Rehabilitation und Maßnahmen für Jugendliche. Vor allem fehlt noch die Auswertung von Hartz IV und die damit verbundene Trennung der Zuständigkeiten für die Arbeitsmarktpolitik zwischen Arbeitsagenturen und Argen bzw. optierenden Kommunen. Sie soll erst im abschließenden Bericht erfolgen, der für Ende des Jahres angekündigt ist.

Von Peter Petersen

Quelle: biwifo report 2/2006, Zeitung des Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung in ver.di

Die Ausgabe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der „Großbaustelle Hochschule“. Sie können den biwifo report hier als pdf-Datei herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 15.05.2006