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Köln: IG-Metall will Standard für Weiterbildung in allen Betrieben

"Beide Seiten müssen motiviert werden"

Die Bildungsstudie, die die OECD vorgelegt hat, stellt in Deutschland mangelhafte Weiterbildung fest - auch und vor allem in Unternehmen. Der Bevollmächtigte der IG Metall in Köln, Witich Roßmann, plädiert für einen "Tarifvertrag Qualifizierung" in allen Bundesländern und allen Branchen - so wie seit Mai dieses Jahres in der M+E-Industrie. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssten motiviert werden, die berufliche Weiterbildung zu fördern.

Natürlich gebe es in vielen Unternehmen Anstrengungen zur Weiterbildung, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte. Gleichzeitig sei das Personal in vielen Firmen aber so ausgedünnt, dass die Mitarbeiter Angst davor hätten, nach einer Fortbildung mit liegen gebliebener Arbeit bestraft zu werden. Außerdem befürchteten viele ältere Angestellte, dass sie im Seminar der Konkurrenz mit jüngeren Teilnehmern nicht stand halten könnten.

Witich Roßmann beklagte, dass viele Betriebe der Meinung seien, dass man Mitarbeiter mit 45 Jahren nicht mehr qualifizieren müsse, weil diese ja in zehn Jahren ohnehin in den Vorruhestand versetzt würden. Die IG Metall will deshalb mit dem neuen Tarifvertrag einen Standard installieren, der so aussehe, dass Gespräche mit allen Mitarbeitern geführt würden. Das bedeute, dass ein Mal im Jahr eine Vereinbarung getroffen werde, an welcher Fortbildung der Angestellte teilnehmen möchte. Die Einhaltung dieser Vereinbarung müsse dann von beiden Seiten kontrolliert werden.

"Beide müssen motiviert werden", sagte der IG-Metall Bevollmächtigte. "Der eine, sich zu engagieren für die eigene Weiterbildung und der andere, auch die Kosten und die notwendigen Organisationsmaßnahmen zu treffen." Schließlich gebe es in Deutschland durch die dreijährige Berufsausbildung eigentlich eine hohe Grundausbildung. In anderen Ländern kämen viel mehr Menschen ohne Berufsausbildung direkt in die Betriebe, so dass mehr in Weiterbildung investiert werden müsse.

Angesichts des demografischen Wandels müsse man jetzt speziell Weiterbildungsangebote schaffen, die sich auf ältere Arbeitnehmer einstellten. Eine der Aufgaben sei, dass sich Weiterbildungseinrichtungen und das Engagement der Unternehmen sich in diese Richtung entwickelten.

Es gebe zu wenige Unternehmen die den demografischen Wandel ernst nähmen. Der Facharbeiternachwuchs werde sträflich vernachlässigt, außerdem müssten mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden. "Aber auch die vorhandenen Arbeitskräfte müssen gehegt und gepflegt und nicht entlassen werden", so der IG-Metaller. Denn es sei doch sehr peinlich, wenn man in zehn Jahren erfolgreiche Betriebe schließen müsse, weil es keine qualifizierte Mitarbeiter mehr gebe: "Ich wünsche mir eine fachlich gute Weiterbildung, die Spaß macht und eine lange Schlange vor jedem Weiterbildungszentrum."

Quelle: WAP Homepage der IGMetall

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 20.09.2006