Selbstständige in der Weiterbildung

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Integration zu Dumpingpreisen?

Deutschdozenten sammeln rund 2.000 Unterschriften: massive Kritik an den Rahmenbedingungen der Integrationskurse.

So verschieden die Ansichten zum Thema Integration auch sind – über eines scheinen sich alle Politiker einig zu sein: Sprachförderung für Migranten ist eine "gesellschaftliche Schlüsselaufgabe". Umso erstaunlicher ist daher, dass die Arbeit der Sprachdozenten - jener Menschen, die diese "Schlüsselaufgabe" tagtäglich übernehmen - von der Politik so gut wie gar nicht wahr genommen geschweige denn angemessen bezahlt wird.

Die Folge: Die Arbeitsbedingungen für Dozenten in Integrationskursen haben sich in den letzten zwei Jahren so sehr verschlechtert, dass ein Prekariat von Deutschdozenten entstanden ist. Auch die aktuell beschlossenen Änderungen des Zuwanderungsgesetzes werden an dieser Entwicklung nichts ändern. Als "substantielle Verbesserungen" gepriesen, erweisen sie sich in Hinblick auf die Integrationskurse schnell als Augenwischerei.

Zwar werden nun 14 Mio. Euro mehr zur Verfügung gestellt – aber dieses Geld kann den Kursen nicht zugute kommen. Denn das Finanzierungskonzept bleibt unverändert: Der Bund gibt Geld pro Teilnehmer und Unterrichtsstunde. Neu ist, dass die Bezahlung pro Teilnehmerstunde zwar um 30 Cent erhöht wird, gleichzeitig aber die maximale Teilnehmerzahl um fünf Personen verringert wird. Beide Maßnahmen sind für sich genommen Erfolge des Gesetzes: kleinere Kurse und bessere Bezahlung pro Teilnehmer. Jedoch lässt sich unschwer nachrechnen, dass nun pro Kurs in absoluten Zahlen weniger Geld zur Verfügung steht.

Dadurch verschlechtern sich die Unterrichtsbedingungen für die Teilnehmer noch weiter, und die Arbeits- und Lebenssituation der Lehrkräfte wird noch prekärer. Bis zur Einführung der Integrationskurse 2005 wurden Deutschkurse unabhängig von ihrer Teilnehmerzahl finanziert. Während es damals ein Mindesthonorar von €23,10 (46 DM) je 45 Minuten Unterricht gab, regelt inzwischen der freie Markt die Dozentenhonorare. In Hamburg werden durchschnittlich €15 Euro gezahlt.

Als Deutschdozent kann man es sich nur dann leisten, dauerhaft Integrationskurse zu unterrichten, wenn man nicht davon leben muss. Die meisten Dozenten bestreiten ihren Lebensunterhalt durch das Unterrichten – ohne Hauptverdiener oder solvente Familienmitglieder im Hintergrund. Rund 80% der Dozenten arbeiten freiberuflich, ohne Zuschuss zur Sozial- und Krankenversicherung. Gleichzeitig sollen die Dozenten hoch qualifiziert sein: entweder mit einem Studium in Deutsch als Fremdsprache (DaF) oder einem Sprachstudium plus kostspieliger Zusatzqualifikation.

Die vor anderthalb Jahren gegründete Initiative der Hamburger DaF-DozentInnen hat mit ihrer aktuellen Unterschriftensammlung Dozenten und andere Interessierte in ganz Deutschland und im Ausland erreicht. Als unerträglich bewerten die Unterzeichner die Rahmenbedingungen der Integrationskurse und fordern Verbesserungen.

Am Morgen des Integrationsgipfels trifft die Initiative gemeinsam mit Berliner Volkshochschul-Dozenten einen Teilnehmer des Integrationsgipfels, Herrn Reinhard Grindel (CDU), MdB und Mitglied des Innenausschusses (CDU), um ihm die Unterschriften zu überreichen.


Quelle: Initiative der Hamburger DaF-Dozentinnen vom 10. 7. 2007


Eine Übersicht über gezahlte Honorare finden sie auf der ver.di Homepage mediafon. Sie Können auf der Seite auch weitere Honorarsätze eintragen. Eine Zusammenfassung der gegenwärtigen Honorarsätze haben wir hier zusammengestellt.

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 13.07.2007