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Leiharbeit in der Weiterbildung

Parallel hat der Arbeitsdruck massiv zugenommen. Weniger KollegInnen und mehr Bürokratie verschärfen die Anforderungen in unerträglicher Weise. Viele Träger, darunter bfw, IB, SBB, Grone und Rackow, haben „Billigtöchter“ gegründet. In diesen nun auch in der Weiterbildung als „modern“ geltenden Betrieben gibt es in der Regel keine Tarifbindung.

Aus den Tochterunternehmen der in Hamburg alt eingesessenen Stiftung Berufliche Bildung ist von einer besonderen Variante zu berichten. In der SBB Gruppe haben sich nicht nur wie überall die Arbeitsbedingungen grundlegend verschlechtert. Die Firmen stellen in den Kernbereichen, die sich um die Aufträge der Arbeitsagenturen und der Argen bewerben, auch fast niemanden mehr ein. Stattdessen holen sie ihr Personal von der konzerneigenen Leiharbeitsfirma.

Diese Variante treibt die Spaltung der Belegschaften noch weiter voran. Schon in den letzten Jahren sind die Arbeitsbedingungen immer unterschiedlicher geworden: Die Teilung in Angestellte und Honorarkräfte, Befristete und Unbefristete, schlecht bezahlte Neueingestellte und Besitzständler mit relativ besserer Bezahlung machten ein gemeinsames Vorgehen schwierig. Bei den SBB-Betrieben kommt nun die Spaltung in Kern- und Randbelegschaften noch hinzu.

In der SBB Kompetenz-GmbH liegt der Leiharbeits-Anteil inzwischen bei über 80 Prozent. Darunter sind auch KollegInnen, die sich zum Teil seit vielen Jahren aktiv am (Wieder)aufbau des Unternehmens beteiligt hatten. Ihre Eingruppierung und dass sie jetzt nicht mehr zur Kernbelegschaft zählen, empfinden sie zu Recht als Entwertung ihrer anspruchsvollen Arbeit und der erforderlichen Qualifikationen.

Immerhin ist der Tarifvertrag der Zeitarbeit (IGZ) gar nicht so schlecht für die Branche. Allerdings gibt es Streit über die korrekten Eingruppierungen. Nachdem die Interessenvertretung in der Krise stark gelitten hatte, existieren inzwischen in drei der vier größten SBB Unternehmen Betriebsräte. Gleiches gilt seit Mitte 2008 auch für die etwa 200 Beschäftigten der Zeitarbeitsfirma ZweiP Personalagentur.

Neue Dynamik könnte die laufende Tarifverhandlung bei der SBB Tochter Jugend Bildung Hamburg (JBH) bringen. Dort zeichnet sich nicht nur eine akzeptablere Gehaltsstruktur ab, sondern erstmals auch eine begrenzende Quote für Leiharbeit. So könnten aus der SBB Gruppe in Zukunft vielleicht sogar begrüßenswerte Impulse für die Branche kommen. Die dortigen KollegInnen mit ihren Betriebsräten und der verdi-Betriebsgruppe arbeiten daran!


Quelle: biwifo report 1/2009

Sie können den vollständigen biwifo report hier als pdf-Datei herunterladen.


Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Prekäre Arbeit
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 28.04.2009