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.info netzwerk-weiterbildung 01/10

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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen,

die Weiterbildung startet jetzt richtig durch. Zumindest, wenn man der Bundesbildungsministerin Schavan Glauben schenken soll. Der 10.000ste Prämiengutschein ist im Januar vergeben worden. Um dieses Ziel ueberhaupt erreichen zu koennen, bedurfte es einer Anhebung der Praemie von 154 auf 500 Euro. Bei der vorherigen Praemie wollten einfach nicht genug Interessierte anbeissen. Ob das Programm die kommenden Sparrunden im Bundeshaushalt uebersteht, muss abgewartet werden.

Die Bundesagentur fuer Arbeit (BA) hat zumindest im Haushalt 2010 die Foerderung der beruflichen Weiterbildung auf dem Stand von 2009 erhalten. Das Programm "Weiterbildung fuer KurzarbeiterInnen" kann derweil getrost als Flop vermerkt werden. Von ueber 1.000.000 KurzarbeiterInnen haben nach Heinrich Alt, Vorstandmitglied der BA, gerade einmal 50.000 Betroffene an Weiterbildungsmassnahmen teilgenommen. Doch Alt hat eine Zukunftsperspektive. Er meint, in der naechsten Wirtschaftskrise haetten die Personalchefs "etwas in der Schublade", um die Situation zu nutzen, die berufliche Weiterbildung zu verstaerken. Eine Wirtschaftskrise als Motor der beruflichen Weiterbildung, das waere wirklich ein Novum.

Denn bereits in der gegenwaertigen Wirtschaftskrise hat die BA die Intensitaet der beruflichen Weiterbildung heruntergefahren. Dafuer hat sie ein ganz einfaches Argument. In der Antwort auf Kleine Anfrage der LINKEN erklaert die Bundesregierung: Die Erwerbslosen, oder wie die BA sie nennt, die Kunden, "werden mit dem Regelinstrumentarium dann gefoerdert, wenn sich hierdurch die individuelle Integrationsprognose erhoeht. Unter den durch die Finanz- und Wirtschaftskrise bedingten erhoehten Kundenzugaengen der Bundesagentur fuer Arbeit sind auch eine Vielzahl gut qualifizierter Kunden, bei denen durch eine Foerderung mit arbeitsmarktpolitischen Leistungen keine zusaetzliche Wirkung (also eine hoehere Integrationswahrscheinlichkeit) erzielt wird." Uebersetzt in ein normales Deutsch soll das heissen: Da die jetzt erwerbslos gewordenen Kolleginnen und Kollegen in der Regel zu gut ausgebildet sind, lohnt es sich nicht fuer die Arbeitsagentur, noch Geld in weitere Bildungsmassnahmen zu stecken. Dadurch kaeme in der Wirtschaftskrise kein neues Arbeitsverhaeltnis zustande.

Die Lage bleibt verworren. Offensichtlich gibt es keine richtige Zeit, sich weiterzubilden. Kurzarbeiter sollen, Erwerbslose nicht weitergebildet weiter. Und beides ist ein und derselben Wirtschaftskrise geschuldet. Ist das das neue Konzept der neuen Bundesregierung in Sachen Weiterbildung?


Weitere Inhalte:

1. Qualitaet und Qualifikationen in der Weiterbildung
2. Die Anrechnung von Weiterbildungsleistungen muss verbessert werden
3. Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) - Positionen, Reflexionen und Optionen
4. Termine
5. Impressum
6. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Qualitaet und Qualifikationen in der Weiterbildung
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Ueber 100 Betriebsraete aus der Weiterbildung trafen sich am 24. November 2009 zu ihrer regelmaessigen Fachtagung des Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung von ver.di in Berlin. Wie laesst sich die Forderung nach hoher Qualitaet in der Weiterbildung mit dem Trend zu Dumpingloehnen in der Branche vereinbaren? Welche Qualifikationen werden von Weiterbildner erwartet? Gibt es den Weiterbildner ueberhaupt, oder muessten fuer die speziellen Anforderungen in verschiedenen Bereichen der Weiterbildung auch spezifizierte Qualifikationsprofile erarbeitet und vermittelt werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschaeftigte sich die Fachtagung 2009.

Zumindest im Bereich des SGB II und SGB III spielen Qualifikationen eine immer geringere Rolle. Nur dann, wenn bestimmte Qualifikationen explizit gefordert und nachgewiesen werden muessen, spielen sie eine groessere Rolle - gute Qualifikationen sind zwar wuenschenswert, im Grunde sind sie einfach nicht wichtig.

Ein ganz banaler Mechanismus: eher wird auf qualifiziertes Personal verzichtet, weniger qualifiziertes ist kostenguenstiger, sprich billiger. Der Kostenfaktor Personal ist wichtiger als Faktor Qualifikation. Gleiches gilt fuer erworbene Erfahrungen. Diese Tendenzen und Entwicklungen fuehren faktisch zur Desqualifizierung und zur Entwertung einmal erworbener Qualifikationen.

Die Dokumentation der Fachtagung finden Sie auf der Seite Foerderung der beruflichen Weiterbildung .

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2. Die Anrechnung von Weiterbildungsleistungen muss verbessert werden
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"Eine einseitige Orientierung am wirtschaftlichen Nutzen und der beruflichen Verwertbarkeit von Wissen verkennt die Bedeutung von Weiterbildung fuer den Prozess des Lebenslangen Lernens." Das ist eine Schlussfolgerung der gemeinsamen Stellungnahme von acht Verbaenden, Traegern und Institutionen der Weiterbildung zum Entwurf des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR).

Zukuenftig soll innerhalb Europas eine Vergleichbarkeit von Qualifikationen mit Hilfe nationaler Qualifikationsrahmen als Schema zur Einordnung fachlicher und personaler Kompetenzen in unterschiedliche Niveaustufen hergestellt werden. In Deutschland hatten die Bund-Laender-Koordinierungsgruppe und der Arbeitskreis DQR Anfang 2009 ein Diskussionspapier vorgelegt. In der anschliessenden Erarbeitungsphase werden derzeit ausgewaehlte Qualifikationen einzelner Berufsgruppen zugeordnet.

Das Deutsche Institut fuer Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum fuer Lebenslanges Lernen, der Bundesverband der Traeger beruflicher Bildung, die Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft fuer Erwachsenenbildung, der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben, der Deutsche Volkshochschul-Verband, die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft fuer Erwachsenenbildung, der Rat der Weiterbildung und der VDP habe eine gemeinsame Stellungnahme zum DQR aus Sicht der Weiterbildung abgegeben.

Die Stellungnahme der Verbaende finden sie auf der Seite zum Lebenslangen Lernen .

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3. Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) - Positionen, Reflexionen und Optionen
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Die GEW hat mit Hilfe der Max-Traeger-Stiftung ein Gutachten zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) herausgegeben, das insbesondere Chancen und Risiken des DQR analysiert und moegliche Folgewirkungen aufzeigen soll.

Wird bei der Konstruktion des DQR von der Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung ausgegangen? Werden auch die beruecksichtigt, die keine Ausbildung und keinen Schulabschluss nachweisen koennen? Werden auch ausserhalb des formalen Bildungsbereichs erworbene Kompetenzen in dem neuen Systems ausreichend beruecksichtigt? Das sind zentrale Fragestellungen, denen das Gutachten nachgeht.

Das Gutachten finden Sie auf der Seite zum Lebenslangen Lernen .

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4. Termine
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Deutscher Weiterbildungstag 2010

Es geht wieder los! Am 24. September 2010 findet der dritte Deutsche Weiterbildungstag statt - und hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren. "Wir laden bereits jetzt alle Unternehmen, Verbaende und Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung zur Planung fuer den naechsten Weiterbildungstag ein", so Siegfried Schmauder, Vorsitzender des Bildungsverbandes, im Namen des Veranstalterkonsortiums. "Machen wir diesen Tag erneut zu einem erfolgreichen Tag fuer die Weiterbildung in Deutschland!"

Der geplante Aktionstag will auf die wachsende Bedeutung von Bildung und Weiterbildung fuer die Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort Deutschland aufmerksam machen. Denn obwohl unbestritten ist, dass die Zukunft in hohem Masse von Kompetenzen und Qualifikationen der Menschen abhaengt, sind notwendige Investitionen in die Weiterbildung unterblieben. Im Gegenteil. Von Bund, Laendern und Kommunen wurden in den letzten Jahren Mittel gekuerzt. Dadurch ist das deutsche Weiterbildungssystem im europaeischen Vergleich noch weiter zurueckgefallen.

Weitere Informationen zum Deutschen Weiterbildungstag finden sie auf der Homepage .

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5. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V., Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Projekt Netzwerk Weiterbildung
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin Bildung, Wissenschaft und Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
mail to: mailto:mail@netzwerk-weiterbildung.info

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6. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info

Schlagworte zu diesem Beitrag: Bildungsgutschein, Deutscher Qualifikationsrahmen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 09.02.2010