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Bericht über die Arbeit des AdB im Jahr 2009

Politische Bildung gestaltet Demokratie

Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen

Schlussfolgerungen und Perspektiven


„Politische Bildung will Wissen vermitteln, Urteilsbildung ermöglichen und zum verantwortungsbewussten, solidarischen Engagement ermutigen und befähigen. Politische Bildung entzieht sich der unmittelbaren Verwertung für den Beruf oder für die materielle Absicherung des Lebenslaufs, ihr Ziel ist es, umfassende gesellschaftliche Teilhabechancen zu ermöglichen.

Damit dies gelingt, ist eine plurale, unabhängige, flächendeckende und zielgruppenadäquate Träger- und Angebotsvielfalt politischer Bildung notwendig. Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten übernimmt Verantwortung dafür, mit dazu beizutragen, diese Angebotsvielfalt auf hohem qualitativem Niveau zu erhalten und zu fördern.

Die fachliche Weiterentwicklung der Politischen Bildung steht dabei im Zentrum. Dies geschieht über das Programm Politische Jugendbildung im AdB, über Modellprojekte, über Fachtagungen, Fortbildungen und Öffentlichkeitsarbeit. Mit dazu bei tragen auch Informations- und Beratungsangebote sowie die Organisation des kollegialen Austauschs und der kollegialen Beratung. Über gemeinsame Positionen und fachliche Stellungnahmen erfolgt die Verständigung nach innen und die Profilschärfung nach außen. Der fachliche Austausch mit anderen Trägern, mit Fördergebern und Wissenschaftsvertreter/-innen stellt die Mitgestaltung des Fachdiskurses sicher und hilft, Wissen und Anregungen von außen in den eigenen Verband zu holen. Auf der Grundlage der dabei gemachten Erfahrungen und erzielten Ergebnisse lassen sich für den Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten die nachfolgend genannten Schlussfolgerungen ziehen und Perspektiven für die Weiterarbeit entwickeln.


In Qualität investieren

Politische Bildung ist Teil allgemeiner Bildung und unverzichtbarer Baustein im Konzept Lebenslangen Lernens. Für Erwachsene, aber auch bereits für Jugendliche, sind die Anforderungen an die Fähigkeiten, sich in komplexen Zusammenhängen zu orientieren, begründet zu entscheiden und verantwortungsbewusst zu handeln, deutlich gestiegen. Es liegt in der (Mit-)Verantwortung politischer Bildung, Alt und Jung bei der Bewältigung dieser Aufgaben wirkungsvoll zu unterstützen. Dass sie genau dies – seit vielen Jahren – erfolgreich leistet, hat Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in seinem Beitrag für die Jubiläumspublikation des AdB wie folgt formuliert. Die Politische Bildung „hat nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Wiedervereinigung Deutschlands einen erheblichen Beitrag beim Aufbau und der Festigung der Demokratie in unserem Land geleistet. Sie fördert, grundsätzlich gesprochen, damals wie heute die aktive Wahrnehmung der bürgerlichen Rechte in unserem demokratischen Rechtsstaat: Demokratie muss gelernt, verstanden, gelebt werden.“ Damit dies auch in Zukunft so bleibt, motiviert der Bundestagspräsident in seinem Beitrag die Träger, „sich immer wieder den Veränderungen zu stellen und neue Wege zu finden, um die Adressaten, darunter gerade auch politik- und bildungsferne Gruppen, dauerhaft zu erreichen. Dies wird gelingen, wenn der Gebrauchswert der politischen Bildung für das Handeln im Alltag und bei der Entwicklung von Perspektiven deutlich wird.“ Den Gebrauchswert oder, anders ausgedrückt, die Qualität politischer Bildung weiterzuentwickeln, wird auch weiterhin das Anliegen des AdB sein. Nur so ist es möglich, neue Zielgruppen zu erreichen, die sich wandelnden Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer adäquat aufzugreifen und veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.
Für die Politik heißt das: Es lohnt sich, in den AdB und damit in die Qualität politischer Bildung zu investieren. Diese Investition verspricht eine hohe Rendite, für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft.


Effizienter Mitteleinsatz

Der qualitative Mehrwert politischer Bildung wird ergänzt durch einen finanziellen Mehrwert. Der AdB erhält Unterstützung aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes zur Sicherung seiner Infrastruktur. Diese Mittel sind gut angelegt, haben sie es dem AdB ermöglicht, zusätzliche Mittel für weitere Projekte und Maßnahmen einzuwerben. „Communis – Gemeinsam Lernen in der Politischen Bildung“ ist ein Verbandsprojekt, gefördert im Programm „Vielfalt tut gut“. „Blended Learning DDR“ ist ein Modellvorhaben, das aufgrund seiner Innovation unterstützt wird durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Das europäische Netzwerk für Demokratie- und Menschenrechtsbildung DARE bzw. das Projekt des Netzwerkes, das der AdB federführend und verantwortlich managt, erhält Mittel aus dem Grundtvig-Programm der EU. Hinzu kommen zusätzliche Mittel für die internationale Jugendarbeit sowie Zuschüsse der Bundeszentrale für politische Bildung für das Fachforum „1989 als Ressource der politischen Bildung“. Die Förderung durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes versetzt den AdB demnach in die Lage, weitere Mittel in erheblichem Umfang für die politische Bildung einzuwerben und einzusetzen.
Für die Politik heißt das: In die Infrastruktur des AdB investierte Mittel sind gut investierte Mittel, die einen inhaltlichen und einen finanziellen Mehrwert erzielen.


Auf Herausforderungen reagieren

Bei aller Vielfalt an Themen hat ein sehr aktuelles Thema den AdB und seine Mitgliedseinrichtungen kontinuierlich immer wieder beschäftigt. Die Finanz- und Wirtschaftskrise spielte in zahlreiche Veranstaltungen hinein und hat Vorstand und Mitgliedschaft zu gleich zwei Stellungnahmen veranlasst (siehe Positionen im Anhang). Die Träger waren und sind in Sorge, dass sich die Finanzkrise zu einer Krise der Demokratie entwickelt. Aus diesem Grund hat der AdB entschieden, die Problematik in den Mittelpunkt seines Jahresthemas 2010 zu stellen. Unter dem Titel „Wirtschaft(en) in gesellschaftlicher Verantwortung. Demokratie – Ökonomie – Politische Bildung“ wollen der AdB und seine Mitglieder den Ursachen und Folgen der aktuellen Krise in Angeboten der politischen Bildung nachgehen und sich dafür einsetzen, dass Jugendliche und Erwachsene nicht nur die für sie wichtigen Informationen zu einem besseren Verständnis in die ökonomischen Zusammenhänge erhalten, sondern auch die Kompetenzen entwickeln, die sie zu einer aktiven Beteiligung an den Auseinandersetzungen über die Zukunft der Wirtschaftssysteme befähigen.
Für die Politik heißt das: den AdB und seine Mitgliedseinrichtungen bei ihrer Bildungsarbeit zu unterstützen, damit aus der ohnehin zu konstatierenden Politikverdrossenheit keine Demokratieverdrossenheit wird.


Öffentliche Wahrnehmung verbessern

Dem Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten ist im Jahr seines 50-jährigen Jubiläums viel positive Bestätigung zuteil geworden. Mit anerkennenden Worten auf der Fach- und Festveranstaltung und in der Jubiläumspublikation „Werkstatt der Demokratie“ ist seine Leistungsstärke gelobt und seine Innovationsfreude gewürdigt worden. Der AdB will diesen Schwung nutzen, um in den kommenden Jahren die öffentliche Wahrnehmung politischer Bildung zu verbessern. Erfreulicherweise werden die Anliegen, Inhalte und Ziele politischer Bildung, für die sich auch der AdB einsetzt und stark macht, geteilt. Dazu gehören z.B. die Schaffung von Angeboten zum interkulturellen Lernen, die Integration und gleichberechtigte Teilhabe junger Migrantinnen und Migranten an Politik und Gesellschaft, die Auseinandersetzung mit Geschichte und Alltag der DDR, die Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement, die kritische Nutzung von Medien, das Ausloten von Partizipationsmöglichkeiten durch das Web 2.0, die Förderung internationaler Begegnungen junger Menschen und andere mehr. Aber die Anliegen, Inhalte und Ziele werden, diese Erfahrung machen politische Bildnerinnen und Bildner immer wieder, oft nicht mit Politischer Bildung in Verbindung gebracht. So spricht auch der Koalitionsvertrag davon, dass Bildung „geistige Selbstständigkeit, Urteilsvermögen und Wertebewusstsein“ schafft und dass auf „die Aufklärung über Menschenrechte, Bürgerrechte und Sozialrechte großes Augenmerk gelegt werden muss“, ohne gleichwohl die Politische Bildung, deren Kernaufgabe dies ist, zu erwähnen.

Der AdB wird sich zukünftig verstärkt dafür einsetzen, dass die Qualitäten politischer Bildung sichtbarer werden. Eine verbesserte Wahrnehmung und damit auch Wertschätzung wird das Arbeitsfeld insgesamt stärken. Der Unterstützung durch die Politik kann sich der AdB dabei sicher sein, denn das zentrale Ziel politischer Bildung ist im Koalitionsvertrag zum Leitziel der Kinder- und Jugendpolitik erklärt worden: „Die Entwicklung und Stärkung von Toleranz und Demokratie ist ein zentrales Ziel der Kinder- und Jugendpolitik.“



Quelle: Jahresbericht 2009 des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB)


Sie können den vollständigen Jahresbericht auf der Homepage des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 09.06.2010