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.info netzwerk-weiterbildung 02/13

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.info netzwerk-weiterbildung 02/13
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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen!

Endlich sind sie da, die guten Nachrichten fuer die Weiterbildung. Im April 2013 lautete die Titelzeile einer Pressemeldung des Deutschen Instituts fuer Erwachsenenbildung: "AES 2012 Trendbericht zeigt: Weiterbildungsbeteiligung auf Rekordniveau". Weiter heisst es dort: "Der im April veroeffentlichte Trendbericht zum deutschen Adult Education Survey (AES) hat eine zentrale Botschaft: Die Weiterbildungsbeteiligung ist mit 49 Prozent so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Berichterstattung im Jahr 1979."

Ploetzlich ist alles gut mit der Weiterbildung. Die anvisierte Beteiligungsquote von 50 Prozent scheint bald erreicht zu werden. Doch ist wirklich alles so toll? Zunaechst wird eingeraeumt, dass das Rekordniveau hauptsaechlich dem Anstieg der betrieblichen Weiterbildung geschuldet sei. Die anderen Bereiche der Weiterbildung (sie heissen jetzt individuelle berufsbezogene Weiterbildung und nicht berufsbezogene Weiterbildung) stagnieren. Die Auswertung vor zwei Jahren kam zu dem gleichen Ergebnis, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Da war die Beteiligungsquote deutlich zurueckgegangen, und wieder war der Grund die von Unternehmen veranlasste Weiterbildung.

Die jeweils ermittelte Beteiligungsquote an Weiterbildung haengt inzwischen offensichtlich an der betrieblich veranlassten Weiterbildung. Wenn die Unternehmen ihre Investitionen in Bildung steigern, dann geht sie nach oben; im umgekehrten Fall befindet sie sich im Sinkflug. Die Beteiligungsquote an Weiterbildung ist deutlich konjunkturabhaengig. "Jenseits von Sonntagsreden ist Weiterbildung auch ein Kostenfaktor und geraet nicht nur in Krisenzeiten als Einsparpotenzial ins Blickfeld von Wirtschaft und Politik." So die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrer neuen Expertise zum Thema: "Wie laesst sich ein Anspruch auf Weiterbildung rechtlich gestalten?"

Weiterbildung sollte alle erreichen. Gerade die Foerderung von benachteiligten Gruppen sollte die Beteiligung an Weiterbildung steigern. Davon ist wenig zu spueren. Denn von Chancengleichheit bei der Teilnahme an Weiterbildung kann nicht gesprochen werden. Waehrend die Weiterbildungsquote bei den Erwerbstaetigen um sieben Prozentpunkte stieg, kamen die Erwerbslosen gerade mal auf ein Prozent. Bei den Erwerbstaetigen haengt die Teilnahme insbesondere von der Stellung im Betrieb ab. Fuehrungskraefte stellen mit 70 Prozent den hoechsten Anteil, gefolgt von den Fachkraeften mit 54 Prozent. Un- und Angelernte liegen hingegen nur bei 30 Prozent. Weitere selektive Merkmale fuer die Teilnahme an einer Weiterbildung sind besonders der Bildungsgrad und das Einkommen.

So koennte eine typische Ausschreibung in der betrieblichen Weiterbildung aussehen, wenn sie denn rechtlich erlaubt waere: Sie haben einen Hochschulabschluss (oder vergleichbare berufliche Qualifikationen), sie stehen mit beiden Beinen im Berufsleben (sie arbeiten Vollzeit oder mehr), sie haben die Verantwortung fuer ihr Team (und sind Fuehrungskraft); dann wuerden wir sie gerne zu unserem Workshop einladen. Unser diesjaehriges Thema lautet: "Burn-Out, eine Erfindung der Medien?"

Weiterbildung fuer alle sieht anders aus. Da helfen auch Erfolgsmeldungen ueber Weiterbildungsquoten nicht weiter. Sie vernebeln eher die Sicht auf das Wesentliche. Die Teilhabe an Weiterbildung ist in Deutschland besonders ungleich verteilt. Alle Versuche, daran etwas zu aendern, sind bisher gescheitert.


Weitere Inhalte

1. Fast drei Viertel der Unternehmen bieten berufliche Weiterbildung an
2. Wie laesst sich ein Anspruch auf Weiterbildung rechtlich gestalten?
3. Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss benoetigen dringend Angebote zur beruflichen Qualifizierung
4. Impressum
5. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Fast drei Viertel der Unternehmen bieten berufliche Weiterbildung an
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Im Jahr 2011 wurde die Vierte Europaeische Erhebung (CVTS4 - Fourth Continuing Vocational Training Survey) ueber die berufliche Weiterbildung in Unternehmen in Europa durchgefuehrt. Danach beteiligten sich 73 Prozent der deutschen Unternehmen im Jahr 2010 an Weiterbildungsmassnahmen. Der Anteil der weiterbildenden Unternehmen ist gegenueber der letzten Erhebung um drei Prozent gestiegen.

Im Durchschnitt gab jedes Unternehmen danach 1.563 Euro je teilnehmender Person fuer Weiterbildung aus. Das Weiterbildungsangebot ist weiterhin stark abhaengig von der Unternehmensgroesse. Nach Ansicht des Statistischen Bundesamtes zeige sich hier "ein linearer Zusammenhang zwischen der Beschaeftigtengroessenklasse und dem Weiterbildungsangebot: Waehrend 52,3 % der Unternehmen mit 10 bis 19 Beschaeftigten Lehrveranstaltungen angeboten haben, waren es bei den Unternehmen mit 1 000 und mehr Beschaeftigten 94,4 %."

Insgesamt zeige die Untersuchung, dass die Bedeutung der betrieblichen Weiterbildung weiter gestiegen sei.

Weitere Ergebnisse der Erhebung finden Sie auf der Seite Foerderung der beruflichen Weiterbildung . Dort koennen Sie die vollstaendige Studie auch als pdf-Datei herunterladen.


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2. Wie laesst sich ein Anspruch auf Weiterbildung rechtlich gestalten?
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Ueber die Finanzierung, die Ausgestaltung und ueber die Zustaendigkeiten im Bereich der Weiterbildung gibt es in Deutschland keine gemeinsamen Vorstellungen. Ganz allgemein wird die finanzielle Unterausstattung der Weiterbildung bemaengelt.

Schliesslich ist Weiterbildung fuer alle Beteiligten (TeilnehmerInnen, Unternehmen und den Staat) ein Kostenfaktor. In Krisenzeiten geraet die Weiterbildung damit als Einsparpotential in Blickfeld von Unternehmen und Staat. Die Unternehmen bevorzugen Strategien zur Personalkostenreduzierung. Weiterbildung wird von den Unternehmen eingefordert, auch mit der Forderung nach staerkerer Beteiligung an den Kosten. Die staatliche Foerderung der Weiterbildung stagniert; im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik ist sie seit Jahren ruecklaeufig.

Trotzdem gehoert die Forderung nach mehr Weiterbildung mehr denn je auf die Agenda! Denn Weiterbildung spielt nicht nur eine bedeutende Rolle im Bereich der Beschaeftigungspolitik oder bei der Bewaeltigung des Fachkraeftemangels. Insbesondere "unter dem Aspekt der Herstellung von beruflichen Chancen und Entwicklungsoptionen fuer die Einzelnen und somit aus einer sozialstaatlichen Perspektive" sei die Weiterbildung "ein zentrales Politikfeld". Nach Ansicht der Autoren einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hat die Weiterbildung die Bedeutung eines "sozialen Rechts im sozialen Rechtsstaat". Darum bestehe bei der Weiterbildung ein "wichtiger Regelungsauftrag fuer den sozialen Rechtsstaat".

Sie finden die wichtigsten Ergebnisse der Expertise auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung . Dort koennen Sie die Expertise auch als pdf-Datei herunterladen.


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3. Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss benoetigen dringend Angebote zur beruflichen Qualifizierung
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Die Betriebe suchen verstaerkt nach Arbeitskraeften mit beruflichen Bildungsabschluessen. Fuer Jugendliche und junge Erwachsene ohne Berufsabschluss verschlechtern sich die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt immer mehr. Ende 2011 war fast jeder Zweite von ihnen arbeitslos gemeldet. Rund 1,5 Mio. bzw. ein Sechstel der jungen Bevoelkerung im Alter von 25 - 34 Jahren hat keinen Berufsabschluss.

Der DGB fordert ein Sonderprogramm zur Qualifizierung von jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss. "Allen bildungspolitischen Lippenbekenntnissen zum Trotz" gebe es bisher keine ausreichenden Bildungsinitiativen fuer juengere Erwachsene ohne Ausbildung, schreibt DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy in einer aktuellen Studie. Der DGB fordert daher zusaetzliche Massnahmen zur Weiterbildungsfoerderung fuer Geringqualifizierte.

Besonders problematisch sei die Situation im Hartz-IV-System. 91 % der Erwerbslosen bei den jungen Erwachsenen werden von den Jobcentern betreut, denen in den letzten Jahren zunehmend die Gelder fuer Foerdermassnahmen gekuerzt worden sind. Ein-Euro-Jobber geht es im Hartz-IV-System besser als denen, die an einer Weiterbildung teilnehmen. Der DGB fordert daher ein steuerfinanziertes Bundesprogramm zur beruflichen Qualifizierung von jungen Erwachsenen im Hartz-IV-System. Mit einem Foerdervolumen von 400 bis 500 Millionen Euro pro Jahr koennen voraussichtlich 30.000 Qualifizierungsmassnahmen realisiert werden.

Die Forderungen des DGB fuer ein Sonderprogramm zur Qualifizierung von jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss finden sie auf der Seite Foerderung der beruflichen Weiterbildung . Sie koennen die gesamte Stellungnahme des DGB dort als pdf-Datei herunterladen.


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4. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin Bildung Wissenschaft Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
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5. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info



Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.05.2013

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024